Borneo - Land below the winds

Nun bin ich gerade gute drei Wochen unterwegs und die Zeit in Malaysia neigt sich bereits dem Ende entgegen. Die letzten zwei Wochen habe ich auf Borneo verbracht, einer Insel von der ich gedacht haette es waere einer der eher abgelegenen und wenig besuchten Orte der Welt. Zwar war ich wirklichjzum Teil der einzige Tourist in Bussen oder in Staedten, aber gerade gestern und heute habe ich unzaehlige Touristen hier getroffen. Koennte alles wegen des Chinesischen Neujahres sein...

Ich kam in Kota Kinabalu (KK) an, der Hauptstadt von Sabah (einer der beiden malayischen Provinzen Borneos) mit ueber 500.000 Einwohnern, zaehlt man die Vororte mit. Diese stellte sich als moderne Stadt mit modernen, soliden Gebaueden und jeder Menge grossen Hotels und Einkaufszentren heraus, ein Kanadier verglich KK mit Southern California. KK hat eigentlich alles was man von einer groesseren Stadt erwartet, grosse Einkaufszentren, eine anstaendige Infrastruktur und einen Hafen; um hier zu leben sicherlich nicht schlecht, fuer Touristen aber eher unscheinbar und nicht sonderlich interessant. Die Anzahl an Touristen hielt sich in Grenzen, so dass man sich gegenseitig auf der Strasse gruesste, wenn man sich traf. Die meisten nutzen KK auch nur als Zwischenstopp fuer weitere Ziele in Borneo, ich musste hier drei Tage verbringen, bis ich die Erlaubnis bekam den Mt. Kinabalu zu besteigen. Also verbrachte ich die Zeit in der Stadt, plante die weitere Zeit in Borneo und wollte zumindest mal zum Schnorcheln auf eine der vorgelagerten Inseln mit dem Boot rausfahren, wenn das Wetter es denn zuliess.

Doch dann wurde ich im Hostel beklaut, Handy, Kamera und Ipod futsch. Ich war nur fuer fuenf-zehn Minuten im Bad, als ich zurueck kam, hatte der eine Typ bereits ausgecheckt und mein Zeug war weg. Ich verbrachte also den naechsten Tag mit der Aufklaerung auf der Polizeiwache. Da es einen Stromaufall gegeben hatte (sollte in den naechsten zwei Wochen regelmaessig passieren), kamen die Beamten ihrer Arbeit kaum noch nach und als ich schliesslich dran war, wurde mir mitgeteilt, dass der Typ ein lokaler Malaysier und bekannt sei (wurde auch von der Ueberwachungskamera aufgezeichnet) und gute Chancen bestuenden ihn zu finden. Mein Zeug haette er bis dahin aber sicherlich laengst verkauft. Also musste ich mich damit abfinden, mir zumindest eine neue Kamera kaufen und den Schaden mit der Versicherung klaeren…

Ich war froh KK dann endlich zu verlassen, obwohl das Essen hier ganz ausgezeichnet ist und auch die Malaysier an sich immer sehr freundlich und hilfsbereit sind; auch wenn sich deren Englisch zum Teil als Problem herausgestellt hat. So konnte ich mich auch nicht immer unbedingt darauf verlassen, was ich an Essen vorgesetzt bekam. Aber egal ob Mee Goreng, Roti Canai oder Grilled Seafood, eigentlich hat alles geschmeckt. Kein Wunder dass die Malaysier fast den ganzen Tage am  Essen sind ;-) Selbst das Fishhead Curry war sehr gut, nur vom Seetang wurde mir fast schlecht. Das ist dann natuerlich einer der Nachteile alleine zu reisen; man kann sich nicht einfach mal Essen bestellen und teilen, ein ganzer gegrillter Fisch war dann doch manchmal ein bisschen zuviel. Und ich war ein wenig enttaeuscht vom Fruehstueck in den Hostels (Toast und Erdnussbutter) sowie von nur selten zu findenden Obststaenden. Dafuer haben die regelmaessigen Nachtmaerkte aber entschaedigt, wo man zwischen den Einheimischen lokale Spezialitaeten zu sich nehmen kann und auch mal ein wenig ins Gespraech kommt.

Dann ging es in den Kinabalu Nationalpark, Mt. Kinabalu mit seinen 4.095,2 m das absolute Highlight fuer Trekkingfans. Ich hatte eine Zweitagestour gebucht, waehrend der ich bis zum Gipfel stieg. Am ersten Tag machten wir in einer kleinen Gruppe (Fuehrer, zwei Briten und ich) die ersten 6 km bis zu Laban Ranta Hut auf knapp 3.000 m, wo wir die halbe Nacht verbrachten. Um zwei Uhr frueh gings dann weiter, die restlichen 2,7 km bis zum Gipfel sollten in der Dunkelheit aufgestiegen werden, da der Sonnenaufgang vom Gipfel aus wohl besonders schoen ist. Da es allerdings in Stroemen regnete und der Aufstieg so zu gefaehrlich war, warteten wir bis knapp 6 Uhr und erreichten den Gipfel dann um 7:30 Uhr. Das letzte Stueck war dann auch das Schwerste aber fuer den Ausblick lohnte es sich allemal! Obwohl es ein wenig bewoelkt war konnten wir ueber einen Grossteil von ganz Sabah sehen bis hin zur Kueste, atemberaubend. Da es auf dem Gipfel megakalt war, hielten wir dort nur ca. 15 Minuten aus bevor wir den Abstieg begannen. War der Aufstieg noch eine Herausforderung fuer Waden und Oberschenkel, ging der Abstieg eher in die Knie'. Trotzdem waren wir uebergluecklich diesen Berg bezwungen zu haben und der Muskelkater, der sich ueber drei Tage zog war dann auch zu verkraften :p


Weiter ging es ans andere Ende von Sabah: Semporna im Suedosten als naechstes Ziel. Auf der Busfahrt konnte man einen guten Eindruck von Borneo gewinnen und auch erste frei lebende Tiere beobachten. Das war ja eigentlich auch die urspruengliche Idee nach Borneo zu reisen: Orang-Utans ("Man of the Forest"), jede Mange Affen und unzaehlige Vogelarten, die zum Teil nur auf Borneo leben, Elefanten und Krokodile. Auch Nashoerner und Baeren gibt es hier, allerdings in kleinerer “Ausfuehrung” und man muss ziemlich Glueck haben welche zu sehen. Auf der Bustour habe ich die nur auf Borneo beheimateten Nasenaffen gesehen, eine witzige Spezies. Vom Land her gewann ich den Eindruck, dass zumindest an der Strasse kaum noch Regenwald zu finden ist, ueberall wird abgeholzt um Palmoelplantagen anzubauen, die nicht nur den Lebensraum der Tiere einschraenken. Aber in einigen Nationalparks, die weiter ausserhalb sind und dadurch schwerer (und teurer) zu erreichen sind, soll der Regenwald noch   unberuehrt und wunderschoen sein.  Aber man muss sich ja immer noch was fuer einen naechsten Besuch aufheben ;-) Dazu kommt, dass die Einheimischen nicht wirklich nachhaltig mit ihrem Land umgehen, am Strassenrand liegt ueberall Muell herum, besonders die bei jedem Einkauf im Supermarkt mitgegebenen Plastiktueten finden sich ueberall, sehr sehr schade. Aber natuerlich ist trotzdem noch alles wunderbar gruen und weit.

Semporna stellte sich als kleine Fischerstadt heraus, die absolute zugemuellt ist und nicht nur nach Fisch sondern auch nach Urin stinkt. Die Stadt selbst hat keinen Strand, ist aber trotzdem das Eingangstor zu einem der weltbesten Tauchspots: Sipadan Island gehoert zu den Top 5! Die Zeit in Semporna verbrachte ich mit drei Skandinavierinnen, sehr nette Gesellschaft sag ich euch ;-) Den ersten Tag verbrachte ich mit Schnorcheln auf einer anderen Insel, Mabul. Auch wenn das Wetter ein bisschen rauh war gab es dort schon einiges zu sehen: Cuttlefish, Stachelrochen und natuerlich Schildkroeten. Auf der Rueckfahrt regnete es so heftig, dass wir nass bis auf die Knochen wieder in Semporna ankamen. Den naechsten Tag ging es dann nach Sipidan, zwei der drei hatten erst tags zuvor ihren Tauchschein gemacht, so dass die Gruppe dementsprechend aufgeteilt wurde. Die drei Tauchgaenge dort waren einfach herausragend, mit Sichtweiten bis zu 15 m: Haie (White and Black Tip), mehr Schildkroeten, Lionfish,  Eagle Rays, eine riesige Schule von Barracudas, die sich in der Stroemung treiben liess und eine fast zahme Schule Batfish!!! Googlet Diving + Sipadan + Barracuda Point!

Um dann auch einige wild lebende Tiere an Land zu sehen besuchte ich als naechste Sukau, von wo aus River Cruises auf dem Sungei Kinabatangan River starten. Direkt vom Hostel aus gab es Hornbills, Kingfisher Birds und verschiedene Affen zu sehen, Dschungeltreks waren obligatorisch. Allerdings schraenkte mich das Wetter sehr stark ein, es regnete inzwischen ununterbrochen. Und dabei handelt es sich nicht um Regen wie wir ihn aus Deutschland kennen. Nein, hier schuettet es aus Kuebeln, nach zwei Minuten ist man komplett durchnaesst. Ich bin ja auch schon vor zwei Jahren zur Regenzeit gereist, aber das war unfassbar: Es hoerte gar nicht mehr auf zu regnen! Die Einheimischen haben gesagt, es seien die heftigsten Regenfaelle seit Jahren… Wir liessen uns trotdem nicht von unserem Cruise abhalten. Gesehen haben wir nicht allzuviel und das was wir sahen liess sich aufgrund des Regens nicht wirklich auf Kamera festhalten. Orang-Utans waren leider keine zu sehen, dafuer aber jede Menge Nasenaffen und Makaken. Hier jedoch einige Fotos, die ein Brite nur einen Tag vorher aufgenommen hat:


Anschliessend ging es dann wieder zurueck Richtung KK. Auf dem Weg dorthin machte ich noch einen Zwischenstopp in Sepilok feur einen Tag um mir das Sepilok Orang Utang Rehabilitation Center (SORC) anzusehen. Aufgrund ununterbrochenen Regens kam leider nur ein Exemplar zur Fuetterung, aber immerhin. Jede Menge andere Affen war auch wieder da und ein sehr gut gemachter Film berichtete ueber die Gefahr des Aussterbens der Orang-Utans in etwa zehn Jahren. Deshalb finde ich es wirklich lobenswert was im SORC gemacht wird. Nachmittags schaute ich mir noch das Rainforest Discovery Center an, aber auch hier war aufgrund des Regens und eines erneuten Stromausfalls nicht allzuviel zu holen. Abends waren die Strassen von Sepilok nach KK ueberflutet, so dass ich eine weitere Nacht bleiben musste.

Zurueck in KK erledigte ich einige notwendige Dinge: Waesche, Visum fuer Indonesien, Fotos sichern, etc.. Das Wetter schwang erstaunlicherweise wieder um, so dass nach drei Tagen Regen endlich wieder die Sonne hervorkam. Es war ja nie wirklich kalt (immer zwischen 25 - 30 Grad, so dass ich auch ein wenig Farbe bekommen habe), aber ich haette den Regen trotzdem lieber in der Stadt gehabt als an den ganzen Orten in der Natur. Die drei Tage in KK wurde auch das chinesische Neujahrsfest gefeiert, so dass jeden Abend etwas los war in der Stadt.

So, nun bin ich am Ende eines schliesslich doch sehr ausfuehrlichen Berichtes angelangt ;-) Ich hoffe, ihr konntet einen guten Eindruck gewinnen von Borneo und der an einigen Stellen evtl. z.T. mitschwingende negative Unterton laesst den Bericht nicht aussehen als haette ich keine gute Zeit gehabt. Denn trotz allem habe ich die Zeit hier wirklich genossen, auch wenn der Umgang der Malaysier mit der Umwelt hier z.T. erschreckend ist und das Wetter mir so manches Mal leider einen Strich durch die Rechnung machte. Ich habe viele interessante Reisende getroffen (leider immer nur fuer ein paar Tage miteinander verbracht), die ebenfalls mehrere Monate unterwegs sind und auch gute Quellen fuer weitere Ziele gewesen sind. Die Unterkuenfte waren meist billig, aber solide und sauber. Ich kann Borneo trotzdem als Reiseziel sehr empfehlen, insbesondere wenn der Monsun nicht so stark ausfaellt wie dieses Jahr. Dann laesst sich ganz bestimmt auch mehr an Wildlife beobachten. Nun freue ich mich aber auch auf ein neues Land und kann es kaum erwarten morgen nach Jakarta zu fliegen. Bis dahin relaxe ich noch ein wenig in KK und waelze den Lonely Planet fuer Indonesien ein weiteres Mal. Ist auch nicht schlecht mal wieder fuer ein paar Tage an einem Ort zu bleiben, so bleibt auch ein wenig Zeit das Erlebte zu reflektieren.

Liebe Gruesse aus Malaysia,
euer Sebastian

Fotos findet ihr dann hier: http://picasaweb.google.com/SeSch57/BorneoLandBelowTheWinds#

Comments

Unknown said…
Liest sich ganz gut und ist auch nicht zu negativ. Die Umweltverschmutzung wäre mir aber auch ein Dorn im Auge. Schade, keine Fotos von den Mädels online =)

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