Darwin to Perth in vier Wochen

Die Zeit in Suedostasien war dann doch schneller vorueber als gedacht und ich fand mich Mitte Maerz im Northern Territory Australiens wieder. Immer noch in guter Gesellschaft von Steffen nahmen wir ein Hostel in Darwin und ich konnte von dort aus meinen naechsten Abschnitt bis Perth planen. In der Zwischenzeit besuchten wir den Litchfield Nationalpark und Katherine Gorge mit einem Mietwagen, sowie den Kakadu Nationalpark mit einer gebuchten Tour. Wir erreichten Darwin gegen Ende der Regenzeit und so waren nicht nur viele Strassen aufgrund von Ueberflutungen gesperrt, sondern auch einige interessante Sights nicht zu erreichen und ganze Wanderwege komplett unter Wasser. Dennoch konnten wir bei 35 Grad und 95 % Luftfeuchtigkeit im Litchfield Nationalpark unter Wasserfaellen baden (nicht an allen gab es Krokodilwarnungen) und das meiste sehen. Auch am Strand in Northern Territory konnte nicht gebadet werden, da die gefaehrlichen Box-Jellyfish in Massen auftraten... Das ist halt Australien! Im Kakadu Nationalpark zaehlten vor allem die wildlebenden Tiere: Seeadler, Falken, Kakadus, Stoerche und natuerlich die beruechtigen Krokos. Daneben konnten wir Einblicke in die vermutlich 60.000 Jahre alte Vergangenheit der Aborigines gewinnen anhand von beeindruckenden Felsmalereien.


Nach den Nationalparks verabschiedete ich mich von Steffen, der fuer eine weitere Woche zurueck nach Bali flog, waehrend ich mich auf einen Roadtrip ueber knapp 5.000 km entlang der Westkueste nach Perth machte. Auch hier machte uns die Regenzeit einen Strich durch die Rechnung, denn bereits im ersten Abschnitt bis nach Broome waren Strassen weggespuelt und Bruecken eingestuerzt, so dass die Strassen bereits fuer mehrere Wochen gesperrt waren. Als die Nachricht kam, die Durchfahrt sei fuer zwei Tage moeglich, hielt uns nichts mehr in Darwin. Wir legten die ersten 2.000 km bis nach Western Australia in gut zweieinhalb Tagen zurueck, verpassten so eigentlich die gesamte Kimberleyregion, aber immerhin war nach Broome alles frei (und zwei der Mitreisenden steckten schon fuer mehrere Wochen in Darwin fest). Wir waren acht Europaer (3x Deutsche, 2x Hollaenderinnen, 2x Franzoesinnen, 1x Oesterreicherin) und mit zwei Autos (Ford Falcon und Nissan Puntera, jeweils Stationwaggons) unterwegs. Gecampt wurde auf Rastplaetzen unter einmaligem Sternenhimmel (inkl. Southern Cross natuerlich) die nicht direkt von der Strasse einsehbar waren, deshalb verging einige Male etwas Zeit bis wir eine geeignete Stelle gefunden hatten. Dann aber campten wir zwischen Moskitos, Spinnen und jeder Menge Heuschrecken und Fliegen. Das Krokodilgebiet hatten wir allerdings bereits verlassen und bis auf eine Kraehe, die mich beim Joggen attackieren wollte gab es keine animalischen Zwischenfaelle :p


Entlang der Kueste von Australiens groesstem Bundesstaat erwarteten uns herrlich weite Landschaften, riesige Nationalparks, wundervolle Straende und Korallenriffe sowie alles moegliche an Flora und Fauna (inkl. toter Kaenguruhs alle paar km). Ganz anders aber die Bevoelkerungsdichte: Zwischen Broome (30.000 Einwohner) und Geraldton (35.000 Einwohner, 200 km vor Perth) gab es keine Stadt mit mehr als 10.000 Einwohnern, und die meisten davon waren Aborigines (denen die meisten Australier leider immer noch negativ gegenueberstehen)! Auch erkennbar daran, dass wir auf der gesamten Strecke nur drei mal ein McDonalds-Restaurant gesehen haben, sehr aussergewoehnlich fuer Australien. Perth wird nicht zu Unrecht als die am staerksten isolierte Grossstadt Australiens bezeichnet; selbst Darwin ist mit 100.000 Einwohnern eher eine Kleinstadt... Umso mehr liess sich die Natur geniessen. Wir unternahmen (kuerzere) Wanderungen in Nationalparks, schnorchelten an Korallenriffen und badeten an extrem weissen Sandstraenden mit tuerkisblauem Wasser. Ein absolutes Highlight war der Ausflug zu den Walhaien im Ningaloo Reef: Ein Tagestrip fuer 400 AUD (spaetestens hier wurde klar, Australien ist nicht Asien) brachte mich zu diesen Giganten der Meere; der Walhai ist der groesste Fisch der Welt und kann bis zu 18 m lang werden. Mit einem Abstand von 3-4 m hatte ich die Gelegenheit zwei Walhaie aus naechster Naehe zu betrachten. Diese waren zwar "nur" 4,5 m lang, aber neben diesem riesigen Hai zu schwimmen war wirklich beeindruckend. Absolut harmlos fuer Menschen, aber dennoch ist die schiere Groesse imposant. Fotos werden nachgereicht, sobald ich welche bekomme; ansonsten hab ich alles auf DVD!


Das Schnorcheln vom Strand aus liess sich leider nicht mit den Gebieten in Asien, die ich bereits gesehen habe vergleichen, da kann Australien noch so viel Eigenwerbung machen (kommt hier an jeder Ecke vor; bestes Lokal in WA, sauberste Stadt in WA, bester Strand, etc.): Viele Korallenriffe sind am Sterben, an wenigen Stellen kann man herrliche Farben und viele verschiedene Fische sehen (Ja ja, ich weiss, dass das Jammern auf hohem Niveau ist :p). Ausserdem habe ich gelernt, dass das mit der Beschaffenheit der Korallen zu tun hat, an der Westkueste ist eher die Form der Korallen von Interesse, am Great Barrier Reef die Farben. Und in den naechsten Jahren wird das sicherlich nicht besser werden... Die Begegnung mit einem 2 m langen Reefshark in unmittelbarer Naehe war dann aber doch ganz cool :D Auf einen Tauchgang habe ich dann auch verzichtet, zum Einen war ich der einzige Taucher in unserer Gruppe, zum Anderen habe ich das Geld lieber fuer die Walhaie investiert.

Auf halber Strecke (auf Hoehe von Carnarvon) geschah dann genau das, was auf den Highways in Australien staendig passiert und man immer hofft, dass es einem nicht persoenlich geschieht: Waehrend wir einen Road Train ueberholten platzte unser Hinterreifen, wir geriete ins Schlingern, kamen von der Strasse ab und ueberschlugen uns zweimal. Ueberall roter Staub und Autoteile, doch wie ein Wunder konnten drei der vier Passagiere ohne Verletzungen das Auto aus eigener Kraft verlassen. Die Vierte im Bunde wurde von uns von ihrem Gurt befreit und nach draussen geschleppt. Notarzt, Feuerwehr und Polizei kamen natuerlich trotzdem und wir wurden zur Sicherheit ins Krankenhaus gebracht und untersucht. Keiner hatte ernsthafte Verletzungen, ausser ein paar Kratzern und ein bisschen Rueckenschmerzen blieb nichts zurueck. Dennoch wurden wir eine Nacht im Krankenhaus belassen, angeblich um uns am naechsten Morgen noch einmal zu checken. Es stellte sich jedoch heraus, dass das Personal uns nicht gehen lassen wollte, bevor nicht geklaert ist, ob unsere Versicherungen die Kosten uebernehmen... So verging ein Tag mit Telefonaten, Faxen und E-Mails; meine Versicherung uebernahm zum Glueck direkt alle Kosten (Nacht im Krankenhaus 1.300 AUD, Roentgen 250 AUD und Krankenwagen 450 AUD), so dass ich nichts vorstrecken musste.

Wir brauchten ein paar Tage um wieder auf die Beine zu kommen, ein neues Auto zu organisieren und den Schreck zu verarbeiten. Keiner wollte aufgrund des Unfalls seine Reise beenden. Waehrend dieser Tage passierte so einiges: Weil wir etwas zu laut in Evas Geburstag hineinfeierten wurden wir aus dem Hostel herauskomplementiert. Als wir auf der Strasse weiterfeierten und die Polizei vorbeikam (Trinken in der Oeffentlichkeit ist ja in Australien  bekanntermassen verboten -> schmerzhafte Erinnerung an die Strafe vor drei Jahren), wurde es heiter. Die Polizisten waren genau dieselben wie beim Autounfall und die Hostelbesitzerin war stadtbekannt. Statt uns eine Strafe aufzudruecken hiess es nur: "Trinkt ruhig weiter hier, in 40 Minuten endet meine Schicht und dann koennen wir bei mir feiern!"  Keine halbe Stunde spaeter wurden wir von einem Polizeiauto abgeholt und feierten die Nacht in der Wohnung des Polizeibeamten :D Die naechste Nacht campten wir dann im Garten der Versicherungsangestellten des Krankenhauses, wirklich absolut gastfreundlich die Leute hier.


Nachdem wir ein Auto organisiert hatten (gleiches Modell, ein Jahr juenger) ging es auf den letzten Abschnitt. Coral Bay mit seinen weissen Sandstraenden, Stromatoeliten und extrem salzigen Wasser und Shark Bay waren die Highlights. In Shark Bay (Monkey Mia) besichtigen wir "wilde" Delfine, die jeden Tag zur Fuetterung direkt an den Strand kommen. Ich habe inzwischen schon so viele Delfine gesehen, dass ich darauf haette verzichten koennen, aber einige der Maedels konnten darauf natuerlich nicht verzichten (na gut, zurecht denke ich). Das Klima wurde deutlich milder: Waehrend es tagsueber zwar immer noch 30 Grad gab, wurden abends die ersten Sweater rausgeholt und einige der Maedels war das Campen im Zelt fast schon zu kalt bei 15-18 Grad in der Nacht...

Anschliessend besichtigten wir weitere Nationalparks an der Kueste Westaustraliens (Kalbarri, Nambung und Yanchep), waehrend wir Perth staendig naeher kamen. Ein weiteres Highlight waren definitiv die Pinnacles, eine Reihe Kalksandsteinfelsen, die wie Baeume aus dem Sand spriessen. Selten habe ich so etwas Bizarres gesehen...


Am vergangenen Freitag sind wir dann nach gut drei Wochen in Perth angekommen und geniessen die Lebhaftigkeit einer Grossstadt. Bisher haben wir nicht viel gesehen, da alle relativ muede sind und einige Sachen zu organisieren haben, aber Perth macht den Anschein einer gemuetlichen und entspannten, nicht allzu riesigen Millionenstadt und ist mit 320 Sonnentagen die sonnigste Stadt Australiens. Da hier allerdings gerade die Osterferien angefangen haben, ist alles ziemlich ausgebucht. In zwei Wochen fliege ich nach Sydney, bis dahin wuerde ich mir gerne noch ein bisschen den Suedwesten mit seinen Straenden und Weinanbaugebieten anschauen, mal sehen ob sich relativ kurzfristig im Backpackers ein Roadtrip organisieren laesst. Die Reisegruppe loest sich hier auf, eine Hollaenderin ist gestern schon geflogen, eine Franzoesin fliegt heute abend, zwei wollen in Perth arbeiten, usw.!

Comments

Unknown said…
Coole Fotos! Hast ja immer nette Leute mit dabei! Die Spinnen sind eklig! Bäh!
Das mit dem Unfall ist ja heftig. Alles nur wegen einem geplatztem Reifen ?
Viel Spaß weiterhin!!!
Tobi said…
Basti!

Immer wieder schön von dir zu hören!!! Ist ja einiges passiert, und vor allem gut, dass ihr nahezu unbeschadet davon gekommen seid. Aber du weißt ja, die Storys,die man erzählt, sind, wenn man sie gerade erlebt, oft nicht angenehm...

Wünsche dir noch ganz viele tolle Erlebnisse!

Viele Grüße Tobi

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