Canada - The Great Outdoors

Drei Wochen in Kanada bedeuteten den letzten grossen Stopp auf meiner Reise; es ging zwar noch weiter in den Norden, aber immerhin dem kanadischen Sommer entgegen ;-) Ich kam nach einer Zugfahrt durch Postkartenlandschaften entlang der Kueste Nordamerikas in Vancouver an, wo ich Markus traf und wir unseren Mietwagen (einen vergleichsweise spritsparenden Mitsubishi Lancer) abholten.

Zunaechst verbrachten wir zwei Tage in Vancouver, vorab von vielen  die schon diort gewesen sind als absolutes Highlight und eine der lebenswertesten Staedte der Welt eingestuft - wenn das mal nicht vielversprechend war und gleichzeitig hohe Erwartungen erzeugte! Direkt am Wasser gelegen, eine interessante Waterfront, unglaublich viele Parks - allen voran der ueberwaeltigende Stanley Park - und Straende in Stadtnaehe. Ueber dem Hafen flogen staendig Wasserflugzeuge und innerhalb von 15 Minuten ist man vom Pazifikstrand in den Bergen zum Ski fahren (im Winter jedenfalls). Ausgangspunkt und Hub fuer alle moeglichen Outdooraktivitaeten, begannen natuerlich auch wir unsere Reise dort und verbrachten dank Sonnenschein und ordentlich Stimmung durch die Canucks im Stanley Cup Finale (hier geht nichts ueber Eishockey!) zwei entspannte Tage in Downtown, dem Markt auf Grandville Island und dem Yuppiestadtteil Yaletown. Vancouver ist nicht zu gross, gerade einmal 600.00 Einwohner aller Rassen und durch die vielen mit Pflanzen begruenten Terassen und die Parks wird die Stadt sehr aufgelockert und wirkt nicht zu gross. Und im Gegensatz zu den USA liegt auch nicht in jedem Hauseingang ein Obdachloser - die soziale Schere bemerkt man aber dann doch. Ich werde nie vergessen wie wir zwischen Chinatown und Gastown ueber einen Flohmarkt gelaufen sind; selten in meinem Leben habe ich mich unwohler gefuehlt...

 

Dann wurde fuer die naechsten zweieinhalb Wochen unser gesamtes Zeug ins Auto geworfen und los ging es in die Berge; bis zu den Rockie Mountains gab es immerhin 800 km zurueckzulegen. Mit 1,2 C$/l (0,85 Euro) war der Spritverbrauch allerdings trotz am Ende gefahrenen 3.700 km einer der geringeren Posten im Budget. Insgesamt war relativ schnell klar, dass Kanada das teuerste Reiseland werden wuerde: Hostel kosten um die 25 Euro, ernaehrungstechnisch war fast nur Fast Food erschwinglich (und selbst das war gute 20% teurer als noch in den USA) und auf alle ausgewiesenen Preise werden 12 % Steuern (bzw. 6 % in Alberta) aufgeschlagen. Beim Esse im Restaurant wrden dann auch noch mind. 15 % Trinkgeld verlangt. Fuer einen Campingtrip waren wir allerdings kaum vorbereitet, so hatten wir weder ein Zelt, noch einen Gaskocher oder Toepfe und Besteck... Dabei waere doch obwohl wir kurz vor der Hauptsaison und dem Sommer hier waren an den meisten Orten  eine Uebernachtung im Zelt nicht zu kalt gewesen - nur einmal hatten wir +2 Grad als wir morgens im Auto aufwachten.

Auf dem Weg zu den beiden grossen Nationalparks der Rockies passierten wir das gruene Fraser Valley, den Revelstoke und Glacier Nationalpark sowie den Yoho Nationalpark, die schon einen ersten Eindruck der Natur lieferten und Geschmack auf mehr machten. Vor uns immer die schneebedeckten 3.000er und neben uns gruene Waelder, Fluesse und Seen, wunderschoen. Allerdings machte sich die Reisezeit bemerkbar: Einige Strassen und viele Wanderwege waren noch gesperrt oder geschlossen, da vor kurzem Lawinen herunter gegangen waren, neben der Strasse lag noch recht viel Schnee und durch die warmen Temperaturen in den letzten zwei Wochen liefen Seen und Fluesse ueber mit Tauwasser.

Die Rockie Mountains haben uns dann aber fast umgehauen mit ihren schneebedeckten Berge, Gletscher und Gletscherseen und unzaehligen Fluessen, dazwischen immer wieder gruene Waelder und Unmengen an Wanderwegen, was will man mehr? Die Bezeichnung "The Great Outdoors" kann man schon woertlich nehmen, die Woche im Banff und Jasper Nationalpark hat uns abslut von Kanada ueberzeugt: Wir unternahmen etliche (kurze) Wanderungen zu Wasserfaellen, Seen und Gletschern - der laengste Hike war der phaenomenale Plain of 6 Glaciers - Highlights waren die Gletscherseen Lake Louise, Peyto Lake  in den allerschoensten Blautoenen sowie der Angel Gletscher am Mt. Edith Cavell (siehe Fotos unten). Immer auf der Hut vor Baeren und agressiven Elchen hatten wir am Ende des gesamten Urlaubs ueber 60 km gewandert (nicht besonders beeindruckend, wenn man ueberlegt, dass selbst einige Tagesmaersche bis zu 20 km lang sind), dazu kamen so einige Hoehenmeter. Nach langen Maerschen wurden dann Koerper und vor allen Dingen Fuesse in den Hot Springs entspannt.


Die wilden Tiere konnten wir dann aber doch eher aus dem Auto heraus beobachten bzw. insbesondere Elche am spaeten Abend aus sicherer Entfernung von den Parkplaetzen an Bergseen aus. Eichhoernchen, Enten, Gaense und Rehe sind ja als Deutscher auch keine Besonderheit; daneben konnten wir einige Elche (Wapitis), einen Fuchs, einen Kojoten, Seeadler und so einige Schwarzbaeren beobachten, faszinierend. Oft waren die Tiere direkt neben oder auf der Strasse unterwegs. Biber, Grizzlies und die ganz grossen Elche haben wir leider nicht zu Gesicht bekommen, insgesamt waren wir aber ziemlich zufrieden!


Auf dem Weg nach Vancouver Island und damit zurueck an die Westkueste machten wir Halt in Whistler, Schauplatz der olympischen Spiele von 2010 und besuchten die Biathlon Shooting Range und die Langlaufstrecke - allerdings nicht besonders beeindruckend im Sommer ohne Schnee. Das olympische Dorf und die Innenstadt von Whistler liessen aber auf eine Menge Charme waehrend der Spiele schliessen.

Den Abschluss des Trips bildete dann Vancouver Island, direkt vor der Kueste von Vancouver gelegen. Wir starteten in British Columbias Hauptstadt, dem sehr britischen Victoria. Vom dortigen Hafen aus starteten wir einen Whale Watching Trip und sahen tatsaechlich eine Herde Killerwale (Orkas) - damit ging fuer mich ein Traum in Erfuellung! So edle und elegante Tiere, Walbeobachtungsbestimmungen liessen leider nicht zu, dass wir naeher als 100 m herankamen. In Victoria verbrachten wir noch zwei absolut chillige Tage in der Sonne, assen hervorragende Meeresfruechte und froenten unseren Stieg Larsson-Buechern (Markus Teil 1, ich Teil 2).


Ansonsten gibt es auf Vancouver Island vornehmlich kleine (Fischer- und Surfer-)Staedtchen. Wir lagen am Postkartenstrand mit schneebedeckten Bergen im Hintergrund, wo Markus sich einen Sonnenbrand holte und "badeten" kurz im Pazifik; so weit das bei Niedrigwasser eben moeglich war. Von Ucluelet und Tofino an der Westkueste waren wir ein wenig enttaeuscht, allein der beruehmte West Coast Trail (75 km mit unendlich steilen Abschnitten, Leitern und Bruecken) hatte es uns angetan, die fuenf bis sechs Tage Zeit hatten wir aber nicht mehr :p So bleibt neben den verpassten Lachswanderungen ein weiterer Grund um wiederzukommen... 

Die letzten zweieinhalb Tage auf Vancouver Island verbrachten wir in Nanaimo an der Ostkueste; wir erkundeten Stewart Island und die nahe gelegenen Kuestenabschnitte und gingen abends noch mal fuer n paar (teure und geschmacklich nicht ueberzeugende) Bierchen aus bevor wir den Urlaub in Vancouver ausklingen liessen.

Am Ende bleibt zu sagen, dass sich der Abstecher nach Kanada vollends gelohnt hat und ich dieses Fleckchen Erde jedem nur ans Herz legen kann. Fuer Outdoorfans ist Vancouver definitiv ein Muss! Bevoelkerungs- sowie Gastronomietechnisch und in Bezug auf die uebertriebene Hervorhebung, dass hier alles das groesste, tollste und beste sei, aehnelt es doch sehr den USA. Auch die sehr wohlbeleibten Menschen trifft man hier an - auch wenn  sichVancouver mit sehr vielen sportbegeisterten und duchtrainierten Menschen ein wenig abhebt.

Dazu ist Kanada extrem weitlaeufig, ohne Auto kommt man nicht weit und die staendigen Baer- und Elchwarnungen an der Strasse haben Hoffnung auf mehr Wildlife gemacht :p Das Verbot von Alkohol aus offener Strasse war ab und an ein wenig nervig, gerade wenn man mal abends am Strand oder im Park ein Bierchen zischen will - andererseits ist das hier gebraute Bier auch nicht wirklich zu empfehlen... Die Gletscher und vor allen Dingen den Whale Watching Trip konnten wir leider nicht so geniessen wie wir das gerne getan haetten, da wir dann doch noch zu sehr verwoehnt waren von Australien und Neuseeland; dafuer gibt es in Kanada aber wesentlich laengere (Sommer-)Abende ;-)

Ganz viele Gruesse aus dem sonnigen Seattle,

euer Sebbo.

PS: Fotos auf Facebook oder unter Canada 2011

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