Guatemala - Farbenfrohes Land oder Mayas, Schokolade und traumhafte Landschaften
Wir haben einige Übersetzungen für das Wort Guatemala gehört: Farbenfrohes Land, Land der Bäume, Land des ewigen Frühlings... Alles irgendwie zutreffend und da es in Guatemala um die 20 Mayasprachen oder -dialekte gibt, sind verschiedene Bedeutungen wohl nicht verwunderlich.
Wer Guatemala besucht, kommt nicht umhin, sich mit dem Thema Mayas auseinanderzusetzen. Das Zentrum der Mayahochkultur befindet sich im Norden des Landes und 70% der 16 Mio. Einwohner sind indigener Abstammung. Diese hatten nicht nur im 36jährigen Bürgerkrieg (> 200.000 Tote) mit Unterdrückung und Genozoid zu kämpfen. Heute ist Guatemala ein Militärregime und bewaffnete Sicherheitskräfte allgegenwärtig.
Interessant ist die Verbreitung von Kirchen; in jeder noch so kleinen Stadt steht mindestens ein (bunt angestrichenes) Gebäude einer evangelikalischen Sekte. Diese haben die nach der Kolonialisierung durch Spanien vorherrschenden Katholizismus weitgehend verdrängt, da sich die katholischen Kirchen wegen der Vernachlässigung der Menschenrechte während des Bürgerkriegs zurückgezogen haben.
Soviel zum informativen Part. Wir bewegten uns vorerst von der Küste weg und blieben im Inland. Erstes Ziel war die ehemalige Hauptstadt Antigua, in einem Tal zwischen drei Vulkanen gelegen. Die Stadt, ganz im Kolonialstil, lebt von ihrem Flair mit mehreren alten Kirchen, Straßen mit Kopfsteinpflaster und aufgebaut im Quadratsystem um den zentralen Park. Absolut charmant und insbesondere nach dem Stau in der Rush Hour, zu der wir die Metropole Guatemala City passierten, total entspannend.
Ein Highlight (natürlich mehr für mich) war das Schokoladenmuseum, in dem wir alles probieren durften: Heiße Schokolade, gefüllte Pralinen, Schokolade mit Kürbiskernen, usw. Die Schokolade spielt in Guatemala eine besondere Rolle und nach zwei Monaten Darben gab es für uns mal wieder "echte" Schokolade. Auch für Souvenirs bot Antigua (bzw. auch der Rest von Guatemala) exzellente Möglichkeiten um handgefertigte, bunte Mayaerzeugnisse zu unschlagbaren Preisen zu erwerben. Auf dem Sonntagsmarkt im zwei Stunden entfernten Chichicastenango konnte Nazlı gar nicht gebremst werden...
Von Antigua aus unternahmen wir auch einen Ausflug auf den Vulkan Pacaya, an dessen heißen Felsspalten wir Marshmallows grillen konnten ;)
Nächstes Ziel war der vulkanische Lago de Atitlan, ein Traum von einem See! Umrahmt von Bergen und Vulkanen bot sich ein traumhafter Anblick mit seinem kobaltblauen Wasser. Wir haben auch die absolute Ruhe und die malerischen Sonnenuntergänge sowie den klaren Sternenhimmel - weit weg von den Lichtern der Großstadt - sehr genossen.
Unser nächstes Ziel erreichten wir nach 9h Busfahrt, die letzten drei davon über Buckelpisten in den Bergen. Man kann sich vorstellen, dass soweit abgelegen auch dort eine beruhigende Stille herrschte. Wir badeten in türkisfarbenen Pools und besuchten unterirdische Höhlen, in Badehose und nur mit einer flackernden Kerze bewaffnet.
Letztes Ziel in Guatemala war die Mayahauptstadt Tikal im vom Regenwald überzogenen Norden des Landes. Leider wurden aus 7-8h Busfahrt 17h und wir erreichten unser Ziel mit wundgesessenen Hintern und steifen Gelenken. Grund war eine Sperrung der Hauptstraße durch für bessere Gesundheitsvorsorge demonstrierende Einheimische; scheinbar wird jeden Tag woanders demonstriert und die Busfahrer wissen erst spät Bescheid. Na ja, es gibt ja (noch schlechter instand gehaltene) Nebenstraßen.
Die Mayastätte an sich ist unglaublich und äußerst beeindruckend, 16km2 weit mitten im Dschungel gelegen. Die Tempel bis zu 60m hoch sind nur teilweise ausgegraben und die höchsten ragen durch das Blätterdach hinaus in den Himmel. Um uns herum brüllen wilde Affen, trotten Truthähne und flattern alle anderen möglichen Vogelarten, Wahnsinn!!
Noch zwei kurze Anekdoten:
- es ist ja hinlänglich bekannt, das in weniger entwickelten Ländern auch bei den einfachsten Rechenaufgaben der Taschenrechner zur Hilfe genommen wird. Aber hier wurden wir trotz Taschenrechner noch Zeuge von bestechender Logik: Steuern pro Nacht betragen 22% (korrekt, aber auch schon viel), d.h. für zwei Nächte zahlen wir 2*22%= 44%. Ich akzeptiere ja, dass wir als Touristen eine Haupteinnahmequelle sind und von mir aus auch, dass ich draufzahle wenn ich nur wenig Spanisch spreche, aber das war einfach zu viel...
- wer in Guatemala unterwegs ist, der trifft unweigerlich auf eine Vielzahl an Israelis. Nirgendwo sonst ist uns das aufgefallen. Und ein Grund dafür scheint zu sein, dass die Mayas den verloren geglaubten 13. Stamm im jüdischen Glauben darstellen.
Wir sind seit heute auf Caye Caulker in Belize, und hoffen auf ein paar relaxte Tage in der Karibik bevor wir die letzten zwei Wochen unserer Reise in Mexiko verbringen werden. Ich hoffe es geht euch allen bestens und freue mich auf ein sehr baldiges Wiedersehen.
Hasta pronto, amigos ;)
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